Herbert Saurugg, MSc, Experte für die Vorbereitung auf den Ausfall lebenswichtiger Infrastrukturen, ist der Experte zum Thema „Blackout“ in Österreich. Im September führt er den Workshop „Die Organisierte Hilfe im Fall eines Blackouts“ in Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzleramt und Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung durch. Weiterführende Informationen finden Sie auf: www.saurugg.net
Die drei neuesten Zukunftsimpulse:
Die österreichische Wirtschaft und auch die Hotellerie sind gegenwärtig mit verschiedenen Herausforderungen und Umbrüchen konfrontiert. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind alles andere als rosig. Gleichzeitig zeichnen sich noch deutlich dunklere Wolken am Horizont ab, so etwa auch im europäischen Stromversorgungssystem, welches von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt zunehmend an der Belastungsgrenze betrieben werden muss. Ein europaweiter Strom- und Infrastrukturausfall („Blackout“) ist für viele Menschen de facto unvorstellbar, zählt doch die mitteleuropäische Stromversorgung zur Besten der Welt. Jedoch ist dieses Szenario alles andere als unwahrscheinlich, ganz im Gegenteil. Ein bereits mehrstündiger oder sogar mehrtägiger europaweiter Strom- und Infrastrukturausfall hätte verheerende Folgen, auch für die Hotellerie, ist doch unsere Gesellschaft überhaupt nicht auf ein solches Szenario vorbereitet.
So kommt etwa jüngst die Sicherheitsforschungsstudie „Ernährungsvorsorge in Österreich“ zum Schluss, dass bereits am 4. Tag einer Blackout-bedingten Versorgungsunterbrechung rund drei Millionen Menschen nicht mehr in der Lage sein werden, sich ausreichend selbst zu versorgen. In Städten mehr als am Land. Auch wenn in Österreich bei optimistischen Schätzungen die Stromversorgung binnen eines Tages wieder hergestellt werden kann, wird es noch erheblich länger dauern, bis auch alle anderen lebenswichtigen Infrastrukturen (Telekommunikation, Wasser, Abwasser, Treibstoff, Lebensmittel, Gesundheit, Logistik, Ver- bzw. Entsorgung, etc.) wieder halbwegs normal funktionieren bzw. entsprechend synchronisiert werden können. Ganz abgesehen davon, dass unsere (Lebensmittel-)versorgungslogistik weitgehend transnational organisiert ist und hier erheblich längere Ausfallzeiten erwartet werden.
Von einem solchen Ereignis wären auch die Hotellerie bzw. Beherbergungsbetriebe generell massiv betroffen. Dies beginnt bei banalen Dingen wie der Beleuchtung, Kühlung/Heizung, möglicherweise Wasserver- bzw. Abwasserentsorgung, elektronischen Zutrittssystemen (Zimmer) und setzt sich bei der Verpflegung und Betreuung der Gäste fort. Gleichzeitig ist eine Hilfe von Außen (Einsatzorganisationen) kaum zu erwarten, da diese selbst betroffen sind, bzw. eine Vielzahl an Aufgaben zu bewältigen haben werden. Aber auch das eigene Personal hat selten besser vorgesorgt, als der Rest der Gesellschaft. Die primäre Sorge wird daher der eigenen Familie gelten, wodurch ohne Vorbereitung ziemlich rasch Eskalationen drohen. Das Personal vor Ort wird bald mit unzufriedenen Gästen überfordert werden, wenngleich in den ersten Stunden noch eher Verständnis zu erwarten ist. Mit der Fortdauer des Ereignisses, der zunehmenden Ungewissheit bzw. durch die Einschränkungen im Betrieb kann die Lage aber relativ rasch kippen.
Auch wenn es derzeit in der Hotellerie viele Herausforderungen zu meistern gilt, macht es Sinn, sich mit diesem scheinbar unmöglichen Ereignis auseinanderzusetzen. Denn es wird ohne jegliche Vorwarnung eintreten. Dabei geht es gar nicht um große technische Absicherungsmaßnahmen, sondern in erster Linie einmal darum, die eigenen externen Abhängigkeiten und Verletzlichkeiten festzustellen und zu erkennen, bzw. die gröbsten Auswirkungen durch organisatorische Maßnahmen abzufangen. In letzter Konsequenz geht es nur darum, den Zeitpunkt hinauszuschieben, ab wann die (Sicherheits-)Lage im eigenen Bereich zu kippen beginnt. Ihre Gäste werden mit Sicherheit Ihre Überlegungen und Vorkehrungen zu honorieren wissen. Vielleicht nicht vorher und in der unmittelbaren Situation, da sie damit genauso überfordert sein werden, aber im Nachgang. Gerade die aktuellen Flüchtlingsbewegungen und Terroranschläge zeigen, dass Gäste durchaus bereit sind, für einen sicheren Urlaub mehr Geld in die Hand zu nehmen.
Die innerbetriebliche Auseinandersetzung mit diesem Thema führt daher nicht nur zu einem Mehraufwand, sondern schafft auch Chancen und ist ein wichtiger Beitrag für die österreichische Volkswirtschaft. Denn wenn in Folge eines Blackouts und einer völlig unvorbereiteten Gesellschaft schwere wirtschaftliche Folgeschäden drohen, dann betrifft uns das alle!
Einen raschen Überblick über das Szenario generell erhalten Sie durch das Video „Schweiz im Dunkeln“. Konkrete Hilfestellungen und weiterführende Überlegungen finden Sie in den gemeinfreien Leitfäden „Mein Unternehmen / Meine Gemeinde auf ein Blackout vorbereiten“. Der Autor steht darüber hinaus für konkrete Fragen und Hilfestellungen gerne zur Verfügung (kontakt@saurugg.net). Beginnen Sie den ersten Schritt in Ihrem Betrieb mit einem internen Workshop, wo Sie zur Einführung das Video „Schweiz im Dunkeln“ zeigen und dann die Fragestellung diskutieren, was das für Ihr Unternehmen bedeuten könnte. Ihre MitarbeiterInnen wissen am besten, wo die Probleme liegen.
Hotel der Zukunft - Die wichtigsten Chancenmärkte der österreichischen Hotellerie - www.hotelderzukunft.at